Ausschnitt aus "Der Kopf des Löwen" von Francois de Gourcez

Eine Impfung gegen die Pocken | François de Gourcez: Der Kopf des Löwen

Von Kühen und Impfgegnern

»Der Kopf des Löwen« von François de Gourcez steht schon lange auf meiner Themenliste. Dabei konnte ich nicht ahnen, dass mir das aktuelle Weltgeschehen plötzlich eine Steilvorlage verschaffen würde (und mir wäre es deutlich lieber, es wäre anders). Denn der Roman ist nicht nur eine Lebensreise à la Candide und ein Panorama des 18. Jahrhunderts, sondern dreht sich auch um die Impfung gegen die Pocken; besser gesagt; ihre Verbreitung in Frankreich und Mitteleuropa.

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Der Renaissance-Ellbogen

Der Renaissance-Ellbogen

Rockstar-Attitüde in Öl

Was haben Mick Jagger und Heinrich VIII. gemeinsam? Also, abgesehen von einem eher ungesunden Lebensstil und dem ihnen vorauseilenden Ruf als notorische Womanizer … ? Es ist die Geste des in die Hüfte gestemmten Armes mit dem vorgeschobenen Ellbogen, der die Kunsthistorikerin Joaneath Spicer dazu bewegt hat, den Rockstar und den Renaissancemenschen in einem Atemzug zu nennen. Eine Geste, die mir zuvor nie bewusst aufgefallen ist, die ich jetzt aber in allen möglichen Gemälden bemerke: Was hat es mit dem Renaissance-Ellbogen auf sich?

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Ausschnitt aus dem Cover "Katharina von Aragón" von Alison Weir

Eine fromme Kämpferin | Alison Weir: Katharina von Aragon

Die standhafte erste Königin von Heinrich VIII.

Ich wollte von Anfang an irgendwann über eins meiner historischen Lieblingsthemen, die Tudors, schreiben. Allerdings sind die Ereignisse so bekannt, dass ich es für überflüssig hielt. Andererseits – kann man von spannenden Themen je genug bekommen? Ich jedenfalls beschäftige mich regelmäßig wieder mit den bekannten Figuren rund um die Dynastie des 16. Jahrhunderts. Und praktischerweise verfasst die Autorin Alison Weir gerade nacheinander sechs Romane über die Ehefrauen von Heinrich VIII. Ein guter Anlass also, um sich der ersten zu widmen: Katharina von Aragon.

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Geschichte enthält keine Spoiler

Warum wir historische Stoffe spannend finden, obwohl wir den Ausgang bereits kennen

Spoiler – wer hasst sie nicht? Egal, ob es um den Mörder am Ende eines Krimis, die Frage, wer den eisernen Thron gewinnt oder den Sieger des letzten Duells zwischen Harry Potter und Voldemort geht, gilt es als Todsünde, anderen den Ausgang einer Geschichte zu verraten. Der Grund ist naheliegend: Wir wollen mitfiebern und uns von der Auflösung überraschen lassen. Bei historischen Romanen, Filmen oder Serien sind wir dagegen grundsätzlich schon gespoilert, denn wir wissen ja, wie die Geschichte verlaufen ist und welche Schicksale die historischen Protagonisten ereilten. Was soll daran also spannend sein?

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Ausschnitt aus dem Gemälde "Die Kindheit" von Ferdinand Hodler, 1893

Die Schlacht am Morgarten als Nationalmythos | Charles Lewinsky: Der Halbbart

Wenn aus Geschichte(n) Wahrheit wird

Gehobene Literatur und moderne Klassiker stehen wahrlich selten auf meiner Leseliste. Aber als ich gesehen habe, dass mit „Der Halbbart“ von Charles Lewinsky ein historischer Stoff, eine im Mittelalter angesiedelte Geschichte, auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2020 stand, musste ich sofort zugreifen und will sie in diesem Beitrag vorstellen. Die Lektüre um den kindlichen Sebi, den undurchsichtigen Halbbart und ihr Dorf hat mir sehr gut gefallen, und einen konkreten historischen Bezug gibt es obendrein: die Schlacht am Morgarten. Diese ist gleichzeitig höchst bedeutsam für das Schweizer Nationalbewusstsein.

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Ausschnitt aus dem Cover des Romans "Der Getreue des Herzogs" von Johanna von Wild

Wutbürger in Württemberg? | Johanna von Wild: Der Getreue des Herzogs *

Die Umtriebe von Herzog Ulrich

* Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt. Der Themenschwerpunkt meines Artikels und der Inhalt meiner Rezension bleiben davon unberührt.

Hier ist es eine Weile ruhig gewesen – wer mir auf den sozialen Plattformen folgt, hat vielleicht mitbekommen, dass ich im September ziemlich spontan umgezogen bin und im Angesicht des Chaos weder zum Lesen, noch zum Schreiben neuer Artikel gekommen bin. Jetzt bin ich wieder mit einer Wohnung, Internet und einem Bibliothekszugang ausgestattet und es kann endlich weitergehen. Heute habe ich erneut ein Buch für euch, das in meiner alten Heimat spielt. Johanna von Wild ist auf dem Blog hier schon mit ihrem ersten Roman „Die Erleuchtung der Welt“ vertreten und schreibt nun über Ulrich, den Neffen von Eberhard im Barte. Auch mit „Der Getreue des Herzogs“ geht es, basierend auf wahren Ereignissen, wieder rund im Hause Württemberg!

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Ausschnitt aus dem Cover des Romans "Odéonia, Paris" von Veneda Mühlenbrink

Zwei Frauen, zwei Buchläden | Veneda Mühlenbrink: Odéonia, Paris

Sylvia Beach und „Ulysses“

Wer schon einmal am linken Seine-Ufer in Paris durch die Straßen flaniert ist, kennt vielleicht den urigen, englischsprachigen Buchladen „Shakespeare and Company“. In seiner jetzigen Form wurde das Geschäft 1951 von George Whitman gegründet und ist heute eine Anlaufstelle für Literaturbegeisterte und Touristen. Doch die Geschichte von „Shakespeare und Company“ beginnt viel früher. Die Amerikanerin Sylvia Beach gründete den Laden 1919 und wurde damit zu einem Zentrum der literarischen Avantgarde. Ihre Lebensgefährtin Adrienne Monnier betrieb ein Geschäft für französische Literatur in unmittelbarer Nähe, und Sylvia Beach veröffentlichte 1922 den Jahrhundertroman „Ulysses“ von James Joyce. Die Erlebnisse der beiden Ausnahmefrauen finden in Veneda Mühlenbrinks „Odéonia, Paris“ ihre literarische Verarbeitung.

[Einige der hier geschilderten Informationen kommen natürlich auch im Roman vor. Wer nicht gespoilert werden will: Hier geht es direkt zur Rezension.]

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Ausschnitt aus dem Cover des Romans "Der Turm aus Licht" von Astrid Fritz.

Der schönste Turm der Christenheit | Astrid Fritz: Der Turm aus Licht *

Vom Bau des Freiburger Münsters

* Dieses Buch wurde mir als Rezensionsexemplar vom Verlag zur Verfügung gestellt. Der Themenschwerpunkt meines Artikels und der Inhalt meiner Rezension bleiben davon unberührt.

Bis heute überragt das Freiburger Münster die Stadt. Und allein am Turm wurde etwa sechzig Jahre lang gebaut. Astrid Fritz liefert in „Der Turm aus Licht“ einen Roman dazu und erzählt, welche Geschichten die Menschen damals erlebt haben (könnten). Welche Rolle das Freiburger Münster schon im Mittelalter spielte und was der ewige Streit zwischen den Bürgern und den Grafen damit zu tun hatte, erfahrt ihr heute bei mir.

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