Tübingens erste Druckerin
Eine Frau, welche die schwarze Kunst praktiziert – es geht in „Die Herrin der Lettern“ aber nicht um Hexerei, sondern um ein viel handfesteres Gewerbe: den Buchdruck. Magdalena Morhart leitete fast zwanzig Jahre lang eine der wenigen Druckereien im Herzogtum Württemberg, und Sophia Langner hat ihr ihren Debütroman gewidmet. Wie schaffte sie das als Frau, und was war das überhaupt für ein Gewerbe, das mit dem Buchdruck entstand?
Einige Ereignisse aus diesem Artikel kommen sehr ähnlich auch im Roman vor. Wer gar nicht gespoilert werden möchte: Hier geht’s direkt zur Rezension!
1. Buchdruck: Eine Erfindung mit Folgen
Das Geschäft mit dem Druck beginnt ein knappes Jahrhundert vor Magdalena Morhart: Durch das ganze Mittelalter hindurch waren Bücher ungemein kostbar, weil sie Wort für Wort abgeschrieben werden mussten – oft in Klöstern. Bis ein findiger Mann mit dem modernen Buchdruck eine neue Technik entwickelte, die eine viel schnellere Vervielfältigung ermöglichte. Sein Name war Johannes Gutenberg.
Streng genommen hieß der um 1400 geborene Mainzer Johannes Gänsfleisch, wobei er den heute geläufigeren Namen von seinem Geburtshaus zu Gutenberg hat. Er hielt sich lange Zeit in Straßburg auf, wo er als Handwerker und Erfinder tätig war und wohl die entscheidenden Schritte zur Entwicklung des neuen Druckverfahrens machte, das so weitreichende Folgen haben sollte.2 Die Voraussetzungen dafür waren bereits gegeben. Anstatt auf Pergament konnte man auf Papier (hergestellt aus Textilien) zurückgreifen, und auch Holzschnitte konnte man herstellen. Das war allerdings nicht sonderlich flexibel und änderte sich mit der von Gutenberg geprägten Technik, die man deshalb auch als Buchdruck mit beweglichen Lettern bezeichnet. Die einzelnen Buchstaben des Alphabets wurden in Blei gegossen. Diese konnte man beliebig zusammensetzen und somit jeden erdenklichen Text erstellen und identisch vervielfältigen. Die wiederverwendbaren Buchstaben ermöglichten zudem ein besonders einheitliches und leserliches Schriftbild.3 Besonders berühmt ist die Gutenberg-Bibel als frühes gedrucktes Meisterwerk. Interessant ist, dass sich die Gestaltung noch sehr an den Handschriften orientierte, etwa die Aufteilung der Seite in mehrere Spalten (Kolumnen).4 Kunstvolle Initialen und andere Gestaltungselemente wurden mitunter noch von Hand hinzugefügt.
Die Galaxis der Schrift
Die Erfindung des Buchdrucks an der Schwelle zur Neuzeit wird als ein wesentlicher Umbruch angesehen, der die Medienwelt nachhaltig veränderte und hinsichtlich seiner Wirkung höchstens mit dem Aufkommen des Internets vergleichbar ist. Nach dem Medienwissenschaftler Marshall McLuhan hat sich durch den gedruckten Text auch das menschliche Denken entscheidend verändert: Die Bücher ließen sich besser strukturieren, etwa mit Hilfsapparaten wie Anmerkungen und Fußnoten versehen, und durch ihre Uniformität auch besser vergleichen. Die Systematik der gleichförmigen Buchstaben habe laut McLuhan die Menschheit aus einer Welt des Ohres (dem mündlich orientierten Mittelalter) in eine visuelle Welt des Auges und damit auch das stille, individuelle Lesen, befördert. Seither sei die Welt typographisch geprägt und war zumindest bis zum Siegeszug der elektronischen Medien wahrlich eine „Gutenberg-Galaxis“.5
Wir dürfen natürlich nicht glauben, dass nur wegen Gutenbergs Erfindung, die sich tatsächlich recht zügig in Europa und der Welt verbreitete, plötzlich alle Menschen lesen konnten und Zugang zu Unmengen von Büchern hatten: Bis sich das gedruckte Buch als Massenware durchsetzte und von einem Großteil der Bevölkerung gelesen werden konnte, dauerte es auch in Europa noch sehr lange. Und die frühen Drucke waren auch nach wie vor für die meisten Menschen nahezu unerschwinglich kostbar. Den Gelehrten aber kam der Buchdruck zugute, und auch die Obrigkeiten nutzten sie: Gesetze und Verordnungen ließen sich in gedruckter Form viel einfacher und zuverlässiger verbreiten, und auch andere Neuigkeiten machten so viel schneller die Runde. Wenn auch in viel kleinerem Umfang als heute, gab es mit dem Buchdruck das erste Mal so etwas wie Massenmedien, und Flugblätter und Flugschriften stellten die Vorformen der modernen Zeitungen dar.7
Die spielten auch noch bei einem anderen, sehr einschneidenden Ereignis eine Rolle, nämlich der Reformation. Martin Luthers Thesen hätten wohl ohne den Druck niemals so schnell die Runde gemacht und so viel Austausch und Bewegung verursacht. Nicht nur theologische Überlegungen, sondern auch Schmähschriften und Karikaturen der jeweils gegnerischen Seite schleuderten sich die Menschen in Form von Flugschriften um die Ohren, die natürlich noch viel schneller hergestellt werden konnten und weniger sorgfältig sein mussten als Bücher. Heute würde diese Auseinandersetzung wahrscheinlich auf Instagram geführt… Der Historiker Wolfgang Weber schätzt, dass zwischen 1517 und 1530 im römisch-deutschen Reich bis zu 10.000 verschiedene Flugschriften mit insgesamt fast 10 Millionen Exemplaren veröffentlicht wurden.8 Die neue Kultur hatte also eine gewichtige politische Dimension, und daraus wird klar, dass die jeweilige Obrigkeit ein großes Interesse daran hatte, die Kontrolle über das Druckgewerbe und seine Erzeugnisse zu behalten.
2. Buchdruck zwischen Tübingen und Stuttgart
Obwohl es mit dem Hof des Grafen Eberhard im Barte, der immerhin 1477 die Tübinger Universität gründete, durchaus Gelehrsamkeit und Humanismus gab, war Württemberg kein besonders florierendes Zentrum der Druckkunst. Selbst in Stuttgart, der Herzogsresidenz, wurden in der ganzen ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts nur zwischen 1522-1524 Bücher gedruckt. Und auch in der Universitätsstadt Tübingen gab es zunächst nur zwischen 1498 und 1501 und von 1511 bis 1516 einen Druckereibetrieb. Die Drucker kamen und gingen, und laut Christian Herrmann ließ „das politische Umfeld Württembergs [zunächst] keine dauerhafte Etablierung eines Druckers zu“9 – der Bauernkrieg, die zeitweise Absetzung des Herzogs und die vorübergehende Herrschaft der Habsburger waren die Gründe. Was man druckte, war auch eine politische Frage, und es war bisweilen eine Hängepartie, weder die protestantischen noch die katholischen Kräfte zu verärgern, weil man die Schriften der jeweiligen Gegenseite druckte. Dieser Spagat gelang Ulrich Morhart, der ab 1523 in Tübingen ansässig war.10 Er war lange Zeit der einzige Drucker in Württemberg und bekam deshalb neben theologischen und anderen universitären Schriften auch Aufträge für die Verlautbarungen und amtlichen Schriften der Regierung.11
Rechtlich waren die Drucker, ebenso wie die Buchhändler und Buchbinder, als „Universitätsverwandte“ der Universität zugeordnet. Das bedeutete gewisse Freiheiten und Privilegien, gleichzeitig mussten die Drucker sich die Universität gewogen halten und unterlagen auch deren Gerichtsbarkeit.13
3. Magdalena Morhart, die widerständige Witwe
Magdalena Morhart, die in „Die Herrin der Lettern“ die Protagonistin ist, kam aus keiner ganz unbedeutenden Familie, sodass wir über ihre Herkunft einige Details kennen. Die Breunings standen um 1500 dem Herzog Ulrich von Württemberg recht nah, wurden dann aber zu einflussreich – Magdalenas Großvater Konrad Breuning und dessen Bruder wurden unter recht fadenscheinigen Gründen im Jahr 1516 hingerichtet. Magdalenas Vater war Notar und Stadtschreiber in Weil der Stadt, sodass sie von ihm vermutlich eine gute Grundausbildung im Lesen, Schreiben und Rechnen erhielt. Das befähigte sie vermutlich, ihren ersten Ehemann, Jakob Gruppenbach, zu unterstützen, der diese Tätigkeit ebenfalls ausübte.14 Mit ihm hatte sie vier Söhne, jedoch sind nur drei namentlich bekannt: Oswald, Georg und Jakob, die auch im Roman vorkommen.
Jakob Gruppenbach starb um das Jahr 1540 herum, und es dauerte nicht lange, bis Magdalena den Tübinger Drucker Ulrich Morhart heiratete, der seinerseits schon drei Mal verheiratet gewesen war und drei eigene Söhne hatte.16. Welche Gefühle dabei im Spiel waren, wissen wir nicht; aber man erkennt daran, dass in der damaligen Zeit Witwer und Witwen oft erneut heirateten, um gemeinsam den Haushalt und das Gewerbe zu bewältigen und sich zu versorgen.
Streit um das Erbe
Im Roman ist es ähnlich – aber dennoch besteht eine tiefe Zuneignung zwischen Magdalena und Ulrich Morhart, die mit Moritz und Magda auch zwei gemeinsame Kinder haben. Als Ulrich nach einem Unfall verstirbt, ist Magdalena mit Recht verzweifelt. Nicht nur muss sie darum bangen, was aus ihr wird – ihr Mann hat ihr auf dem Sterbebett gemeinsam mit ihrem Stiefsohn die Leitung der Druckerei übertragen, was eine fast unmögliche Aufgabe darstellt.
Auch in der Realität gab es nach dem Tod des alten Druckers Probleme zwischen Magdalena und ihrem Stiefsohn, genannt Ulrich der Jüngere. Es war zwar nicht unüblich, dass Witwen die Geschäfte ihrer verstorbenen Ehemänner weiterführten, aber meistens verheirateten sie sich schnell wieder (dann übernahm der neue Gatte den Betrieb) oder gaben das Gewerbe ab. Erstaunlicherweise aber bekam Magdalena von der Universität Tübingen die Druckerei anvertraut. Vielleicht war sie schlichtweg talentierter als Ulrich, der wenig später mit einem Konkurrenzbetrieb ziemlich scheiterte.17. Ob er, wie im Roman, tatsächlich aktiv gegen seine Stiefmutter Intrigen schmiedete, wissen wir nicht. Sein Familienzweig hat jedoch lange nicht verkraften können, die Druckerei an Magdalena verloren zu haben. Noch fünfzig Jahre später schreibt Johann Morhart, der Sohn Ulrichs des Jüngeren, in sein Tagebuch, Magdalena „hat es zuwegen bracht, das die truckerey auf sie und die irigen kommen, mein vatter selig darvon verstoßen“18. Aus seiner Sicht war also Magdalena so etwas wie die böse Stiefmutter, die den rechtmäßigen Erben an die Luft gesetzt hat.
Obwohl sie damit Erfolg hatte, gab es noch viele andere Widrigkeiten – der Tod des einzigen Druckers weit und breit rief auch die Konkurrenz auf den Plan. So ist auch in diesem Fall überliefert, dass schon bald ein Drucker aus Ulm aufkreuzte und um Erlaubnis bat, ein Gewerbe in Tübingen zu eröffnen. Vielleicht versuchte er sogar (auch das war nicht unüblich), Magdalena zu heiraten, um sich ihre Druckerei anzueignen.20 Die hatte darüber hinaus wahrscheinlich sogar noch ein „Manpower-Problem“: Oftmals war es Witwen nicht gestattet, Lehrlinge zu beschäftigen und auszubilden, und diese vergleichsweise billige Arbeitskraft könnte ihr sehr gefehlt haben – wir wissen allerdings nicht, ob das bei Magdalena wirklich der Fall war, da sie zur Universität und nicht zu einer Zunft gehörte. Sie beschäftigte neben ihren eigenen Kindern auf jeden Fall Gesellen und vielleicht auch Tagelöhner und war nach den ersten Anlaufschwierigkeiten ziemlich produktiv.21
Das Württembergische Landrecht
Magdalena muss auch im Roman, trotz der tatkräftigen Unterstützung durch ihre Söhne, einige Rückschläge verkraften. Und obwohl sie sich langsam gut in ihr Handwerk einarbeitet, kommt sie mit den vielen Bestellungen seitens der Universität ganz schön in Bedrängnis. Vor allem, als sie dazu noch einen wirklichen Mammutauftrag erhält: den Druck des Württembergischen Landrechts.
Dass Magdalena Morhart mit ihrer Druckerei der Universität Tübingen unterstand, bedeutete zwar, dass sie eine Menge Aufträge bekam, beispielsweise die Schriften der Professoren. Aber sie musste die akademische Kundschaft auch unbedingt zufriedenstellen, um ihr Gewerbe zu behalten. Einmal musste sie wegen eines Verstoßes gegen die Zensurauflagen sogar eine empfindliche Strafe zahlen, was heißt, dass ihr auch Fehler unterliefen. Gleichzeitig druckte sie auch die Verordnungen und Bekanntmachungen der herzöglichen Regierung, muss also grundsätzlich deren Vertrauen genossen haben und verdiente kein schlechtes Geld damit. Witwen wurden, wenn sie ein Gewerbe hatten, oft schlechter bezahlt als Männer (also eigentlich genau wie heute), Magdalena aber erhielt in der Regel den vollen Lohn. Das Landrecht allerdings war in jeder Hinsicht ein besonderer Auftrag und nicht nur hinsichtlich des Druckaufwandes eine große Sache, ging es doch darum, das geltende Recht im Herzogtum zu vereinheitlichen, ein wichtiger Teil der frühneuzeitlichen Staatsbildungsprozesse. Davor galten oft in jedem Verwaltungsbereich eines Herrschaftsgebiets verschiedene Rechtsgrundlagen. In Württemberg war es Herzog Christoph, der diese Entwicklung umsetzte und Magdalena damit einen der umfassendesten Aufträge ihrer Laufbahn beschaffte – und zwar 1554, also nicht einmal ein Jahr, nachdem sie die Druckerei von ihrem Mann übernommen hatte!
Nun galt es also, ganze 1000 Kopien des Werkes mit seinen mehr als 300 Seiten herzustellen. Zusätzlich erschwert wurde diese Herausforderung noch davon, dass beinahe gleichzeitig die Pest ausbrach – nicht so schwer wie während des Schwarzen Todes im 14. Jahrhundert (darüber gibt es hier mehr zu lesen), aber heftig genug, um das Leben für eine Weile lahmzulegen. Sogar die Universität Tübingen musste zeitweilig den Betrieb einstellen, nachdem der Rektor mit wehenden Fahnen aus der Stadt geflüchtet war.24
Der Buchdruck, ein zukunftsträchtiges Gewerbe
Auch nach diesem herausforderungsreichen ersten Jahr hielt Magdalenas Erfolg an. Sie druckte sogar die Schriften slawischer Reformatoren! So war sie auch an einer zweiten Druckerei beteiligt, nämlich jener, die zur Bibelanstalt in Urach (meinem beschaulichen Heimatstädtchen) gehörte. Aus dem Hause Morhart kamen dafür sowohl Arbeitskraft als auch Material – damit ist klar, dass das Geschäft gut lief und sich Magdalena mit ihrem Unternehmen, ungeachtet ihres Geschlechts, etabliert hatte.25 Sie führte den Betrieb bis 1572, zwei Jahre vor ihrem Tod.
Die Kunst ihres Gewerbes gab sie an ihre Kinder weiter. Lediglich einer ihrer Söhne schlug die Laufbahn eines Kochs ein, ihre anderen drei blieben den Büchern aber treu: Oswald und Georg wurden selbst Drucker, und Jakob wurde Buchhändler. Georg schien das besondere Vertrauen der Obrigkeit zu genießen, denn nur ihm war es laut eines herzoglichen Erlasses gestattet, ketzerische Bücher von der Frankfurter Buchmesse zu beschaffen – mit dem einzigen Zweck, dass die Theologen sich mit dem Stoff besser auseinandersetzen und ihn möglichst widerlegen konnten.26 Später ging er zwar wegen hoher Schulden bankrott, doch auch sein Sohn hatte in Nürnberg eine Druckerei aufgebaut und führte das Erbe der Morharts weiter.
4. Rezension
Der frühe Buchdruck ist ein faszinierendes und auch in historischen Romanen wiederkehrendes Thema, während die reale Figur der Magdalena Morhart eine nahezu gänzlich unbekannte Person ist. Beidem widmet sich Sophia Langner in ihrem Debütroman auf detaillierte und fundierte Weise, sodass wir sowohl über das Leben und das Druckwesen im frühneuzeitlichen Tübingen als auch diese beachtliche Frau eine ganze Menge erfahren. Historische Romane, in denen Witwen gegen alle Widrigkeiten den Betrieb ihres verstorbenen Mannes weiterführen, gibt es viele, doch die große Stärke von „Die Herrin der Lettern“ ist, dass die Handlung in diesem Fall komplett auf einer wahren Geschichte basiert. Das Buch setzt mit dem Tod von Ulrich Morhart ein und deckt vor allem das erste Jahr von Magdalenas Witwenschaft ab – das Jahr, in dem sie gegen ihren Stiefsohn um das Erbe der Druckerei kämpft und die Weichen für ihre Geschäftstätigkeit stellt, während nebenbei noch die Pest wütet. An turbulenten Ereignissen fehlt es der historischen Vorlage wahrlich nicht! Schön fand ich dabei übrigens auch, dass die Handlung nicht (wie so oft) von einer alles überdeckenden, unrealistischen Liebesgeschichte eingenommen wird, sondern dass die Romantik nur eine sehr kleine und subtile Nebenrolle spielt.
In den ersten Kapiteln war mir Langners Stil noch etwas zu beschreibend und erklärend, mit der Zeit bekommt er aber mehr Lebendigkeit und lässt sich angenehm und unterhaltsam lesen. Fast immer wird aus Magdalenas Perspektive erzählt und nur gelegentlich gewechselt, um das Geschehen abzurunden. Die „Herrin der Lettern“ und ihre Familie werden sehr positiv gezeichnet, es ist also recht eindeutig, wer zur guten Seite gehört. Magdalena hätte womöglich noch mehr Ecken und Kanten vertragen, dennoch ist es interessant, ihre Entwicklung hin zu einer selbstbewussten Geschäftsfrau zu beobachten. Selten habe ich in einem Roman so viele Einzelheiten zum Handwerk, zur Gesetzeslage und zeitgenössischen Geschäftspraktiken gelesen wie in diesem – das macht ihn realistisch und glaubwürdig.
Die Autorin ist gleichzeitig auch Historikerin und forscht im wissenschaftlichen Bereich zum Buchdruck und zu Magdalena Morharts Person, sodass sie ihre Erkenntnisse aus erster Hand im Roman verarbeiten konnte. Herzlichen Dank an dieser Stelle für die Zusendung des Fachartikels!
Es ist die große Stärke dieses Romans, dass alle Ereignisse darin entweder historisch überliefert oder aufgrund der akribischen Forschung der Autorin zumindest sehr plausibel sind. Damit wird die ungewöhnliche Geschichte von Magdalena Morhart auf ganz besondere Weise zum Leben erweckt. Sehr gut ist dazu auch das ausführliche Nachwort, in dem die Autorin selbst ihre Erkenntnisse zusammenfasst und weitere hilfreiche Literatur nennt. Schön hätte ich im Anhang allerdings noch eine Karte des historischen Tübingens gefunden – wenn die Corona-Krise überstanden ist, möchte ich sehr gerne die Schauplätze besuchen gehen. Bis dahin empfehle ich diesen Roman allen, die sich im Geiste auf die Spuren des frühen Buchdrucks begeben wollen!
Sophia Langner: Die Herrin der Lettern, erschienen im Dezember 2019 im Droemer Knaur Verlag.
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